Schluchten des Balkan (2015)

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12 Reisetage

8 europäische Länder

Reisestrecke Messung Navi 4925km, Tachometer 5028km

Unser Tagebuch

 

Donnerstag, den 23.7. 2015

Ich werde schon um 5 Uhr wach und stehe auf. Heute früh geht es endlich los. Seit Tagen schon lagen Gepäckstücke im Keller geordnet herum und daneben die Packliste mit all den kleinen Haken hinter den einzelnen Gegenständen. Alles eingepackt - nichts vergessen!

In der Küche koche ich mir leise einen Kaffee. Mehr als eine Banane kann ich nicht essen. Jedesmal vor einem größeren Aufbruch habe ich Magenkribbeln wegen der Aufregung. Rasch überfliege ich noch einmal die Zeitung, die bereits geliefert wurde. Dann ziehe ich mir die Motorradsachen an und schließe leise die Haustür. In der Garage steht Elmo schon fertig gepackt startklar bereit. Um 6.15 Uhr starte ich den Boxer – die Sonne ist gerade aufgegangen. Ich fahre los...

Es sind heute früh gerade mal 15°C. Im Oberharz ist es kurze Zeit später sogar noch kälter. Erst in Braunlage kommt das Hinweisschild, dass die B4 vor mir gesperrt ist. Ich muss  einen riesigen Umweg fahren und verliere eine halbe Stunde Zeit. Ab Ilfeld wird es in Thüringen wieder fühlbar wärmer.

Elmo läuft gut mit dem Gepäck. Ich habe mich aber auch eingeschränkt und nur das Nötigsten eingepackt (Später werde ich merken, dass es immer noch zuviel war...). Hinter Erfurt mache ich am Rastplatz Thüringer Wald an der A71 Frühstückspause. Es ist 9 Uhr. Ein großer Kaffee und ein Käse-Croissant schmecken gut. Ich rufe kurz zu Hause an. Inzwischen ist die Aufregung vollkommen vorbei: der Tourenmodus läuft...

Auf der Autobahn ist wenig Verkehr. Gemütlich brumme ich weiter nach Süden. Coburg, Bamberg, Erlangen... Um 11.55 Uhr bin ich am verabredeten Treffpunkt in Nürnberg: Parkplatz Brunn an der A9. Um 12.05 Uhr kommt Andreas aus Berlin an. Das Timing klappt hervorragend! Gemeinsam fahren wir weiter. Der blaue Himmel ist verschwunden. Es wird immer bewölkter, schließlich regnet es leicht. Wir sind auf der B2. Bei Weißenburg machen wir Mittagspause. Es regnet ganz leicht weiter, aber es ist für die Regenklamotten zu wenig! Nach dem Essen wird getankt. Ab Augsburg lacht wieder die Sonne. Kaffeepause mit Apfeltasche bei McD.

Dann brauchen wir noch eine Stunde bis zum gebuchten Gasthof in Bad Bayersoien. Ganz kurz vor dem Ziel nimmt mir ein schwarzer Mazda 6 die Vorfahrt – Notbremsung! Wir parken auf dem Hof des Hotels, dass auch noch eine Metzgerei hat. Unser Zimmer geht zur Straße raus, aber es ist ein ruhiges Dorf. Die Blumenkästen auf dem Balkon waren zunächst mit Doppelstegplatten abgedeckt: es hatte in der letzten Nacht gewittert! Aber nun werden die Platten wieder entfernt, denn das Wetter soll wieder besser werden! Wie schön.

Zum Abendessen gibt es Schweinshaxe mit selbstgemachten Klößen. Alles sehr lecker und reichlich für gerade mal 9,-€. Nach dem Essen machen wir einen Spaziergang durch das Dorf. Auf dem Festplatz steht ein riesiges Versammlungszelt. Wir hören Blasmusik. Heute werden die Schützenkönige geehrt! Tärääh - wieder ein Tusch! Das Zelt ist nur zu einem Viertel voll, aber die Stimmung ist hervorragend. Vor dem Zelt spielt einer Asphalt-Curling: er trifft regelmäßig aus 25m Entfernung ein nur 10cm breites Ziel. Alle Achtung!

 

Freitag, der 24.7. 2015

Nachts war es schön kühl. Wir haben bei offener Balkontür geschlafen. Um 7 Uhr werden wir wach und stehen auf. Frühstück gibt es ab 8 Uhr. Die Straßen sind immer noch trocken. Es hat nicht geregnet. Auf dem Weg nach Garmisch halten wir am Supermarkt: ich habe meine Zahnbürste (trotz Haken in der Packliste) vergessen!

Um 10.20 Uhr kommen wir bei unserem zweiten Treffpunkt McDonalds in Innsbruck an. Klaus ist um 10.30 Uhr da! Wie schön: wir trinken mit breitem Grinsen unseren Cappuccino gemeinsam. Auf dem kleinen Parkplatz wird der Teer erneuert. Schweres Baugerät ist unterwegs. Unsere Motorräder parken direkt daneben.

Bei Sonnenschein geht es auf der alten Brennerbundesstraße bergan. Wir erreichen eine Baustelle. Ein Flaggenmann soll den Verkehr regeln. Das macht er auch – aber für beide Fahrtrichtungen gleichzeitig! Das Chaos ist perfekt! Baumaschinen, Busse, PKW und Motorräder suchen berg- und talwärts alle einen freien Weg. Der Vorarbeiter schnauzt den Kollegen mächtig an! Aber was soll es – nun ist der Stau da! Auch mit breiten Koffern kommen wir zwischen den PKW voran, zwar langsam aber stetig! Ein Mercedes aus Bielefeld war zu keck und muss beim Erscheinen aller Motorräder, die bergwärts wollen, rückwärts zurück setzen. Sonst ginge hier gleich gar nichts mehr! Schließlich ist die enge Stelle vorbei. Es geht wieder flott voran.


In Matrei kaufen wir beim Coop Picknick ein. Dann tanken wir noch einmal für 1,29€ in Österreich.

In einem „Hundepark“ in Sterzing machen wir Pause und Picknick. Es ist schön schattig, und wir haben eine Bank. Neben uns verläuft die Brennerstraße.

Flott fahren wir weiter. Klausen, Brixen, dann kommen wir nach Bozen. Es wird inzwischen immer heißer! Eine Anzeige zeigt 39°C! Da macht Kolonnenfahren in Ortschaften keinen Spaß mehr. Wir nehmen die Autostrada bis Verona. Ab hier geht es durch ganz ebenes, flaches Land bis nach Ferrara. Kurz vor der Stadt überqueren wir den Po. 10km vor dem Zeltplatz kaufen wir in einem Supermarkt für den Abend ein. Im klimatisierten Einkaufszentrum ist es herrlich...

Mit Bier, Wein, Käse, Wasser, Weißbrot, Knoblauch und nussiger Salami geht es auf die letzten Kilometer. Im Schatten hoher Bäume bauen wir auf. Von den Blättern kleckert klebriger Saft. Da müssen wir den Stellplatz gut aussuchen. Danach wird lange bei „kaltem“ Wasser geduscht. Später gibt es (im Kochtopf) frisch gerösteten Toast mit all den Köstlichkeiten... Als Betthupferl genießen wir den Raboso-Rotwein. Überall zirpen die Zikaden. Wir schlafen prächtig!

 

 

Sonnabend, der 25.7. 2015

Morgens gibt es ein paar trockene Croissants mit Erdbeermarmelade und Löskaffee. Andreas stellt fest, dass ein voller Titanbecher ebenso schwer sei wie ein anderer Becher! Aber ich transportiere meinen "Becher" trotzdem leer...

Um 9.30 Uhr brechen wir wieder auf. Es ist bereits wieder „bullenheiß“! Auf einer Landstraße fahren wir Richtung Ravenna. Später tauchen vor uns die Berge der Appennini auf – die Po-Ebene haben wir also hinter uns. Auf der Autostrada fahren wir nach Ancona und sind schon um 13 Uhr am Fährhafen zum Einchecken. Am Schalter ist zu dieser Zeit noch keine Schlange. Wie schön! Wir sind sofort dran und erfahren, dass die Fähre ausfällt! „Ferryboat kaputt! No ferry today!“ Man bietet uns eine Stornierung der Buchung mit Rückzahlung oder alternativ die Umbuchung von Bari nach Durres an. Dafür wollen sie uns 125,-€ Rückvergütung gewähren. Klaus fragt: „Per person?“ - „No, per tutti!“ - Klaus: „You must be kidding!?“ - „Momento per favore...“ - es wird telefoniert, und nach dem Anruf kommt Bewegung ins Spiel. Es gibt nun 300,-€ für uns alle bar ausgezahlt, eine Umbuchung Bari-Durres für 23 Uhr heute Abend, statt der Innen- nun eine 3-Mann-Außenkabine und ein freundliches Lächeln!

Wir lassen uns also auf die 450km bei 39°C bis Bari ein, strecken den Motorradurlaub etwas und starten sofort durch.

 

Die Autobahn verläuft hochinteressant bergauf, bergab, durch viele Tunnel stets entlang der Küste. Wir machen viele Trinkpausen, die unbedingt sein müssen! Es geht flott voran, aber nur eine Stunde vor dem Ziel zucken links und rechts neben der Straße Blitze vom dunklen Himmel! Lange Zeit geht es gut, fast schon denke ich, dass wir trocken durch den kleinen, trockenen Korridor hindurchflutschen werden. Schließlich erwischt uns der Wolkenbruch aber voll! Die Italiener fahren mit 80km/h ohne Licht aber dafür mit Warnblinker. Wir werden total nass. Das Gute dabei: der Regen ist angenehm warm! Besonders "herrlich" war der Moment, als das Regenwasser die Unterwäsche erreichte... Nach nur 10 Minuten ist der Spuk aber wieder vorbei. Wir sehen am Horizont schon das Mittelmeer in der Abendsonne. Die letzten Kilometer fahren wir immer wieder mal im Stehen - so werden die Klamotten und auch die Unterhose (!) tatsächlich wieder trocken!

 

Um 19.30 Uhr kommen wir am Terminal an. Einweiser auf dem riesigen Parkplatz versuchen mit ihren Trillerpfeifen die ankommenden Autos in die richtige Schlange zu lotsen. Wieder sehen wir auffallend viele Edelkarossen mit schweizer Kennzeichen! Wir warten sehr lange auf unser Startzeichen. Zwischendurch gibt es in einer Dönerbude einen Chickenburger und eiskaltes Bier! So vergeht die Zeit etwas erträglicher. Neben uns wartet ein Ducatisto (Italiener) mit Freundin (Albanerin) auch auf das Boarding. Die beiden zumindest verstehen die Lautsprecherdurchsagen! Schließlich startet er sein Motorrad und gibt uns ein Zeichen. Es geht endlich an Bord!

  

Gemeinsam geht es flott und problemlos durch die Grenzkontrolle und den Zoll, dann fahren wir als erste Fahrzeuge an Bord. Die ganze Besatzung besteht aus Philipinos! Schnell gehen wir in die Kabine, duschen und gehen mit frischen Klamotten wieder an Bord. Von oben beobachten wir die Autos, wie sie an Bord fahren, trinken noch kaltes Bier und ein, zwei Grappe...

Lange bevor das Schiff loslegt, sind wir schon wieder in der klimatisierten Kabine und legen uns schlafen. Wir legen mit deutlicher Verspätung ab... Egal! Wir haben es geschafft!

 

Sonntag, den 26.7. 2015

Es wird eine ruhige Überfahrt, und wir alle schlafen richtig gut! Die letzten drei Tage waren aber auch nicht ganz ohne! Immerhin sind wir bis Bari in nur drei Tagen schon fast 2000km gefahren – und das bei regelmäßig 35-40°C!

Um 8.30 Uhr werden wir wach. Während der Morgentoilette klopft der Stewart. Wir sollen die Kabine räumen. In ein paar Minuten wären wir in Durres. Doch das stimmt nicht! Es dauert noch eine ganze Stunde bis zur Ankunft. An Bord warten wir in der Hitze. Das Schiff darf nicht einlaufen und macht eine Warteschleife! Durres hat wohl nur einen Hafenschlepper, der beim Einlaufen aufpassen muss, und kurz vor uns war bereits eine andere Fähre ebenfalls aus Bari eingelaufen. Schließlich aber sind auch wir dran. Die Fähre legt an.

Im Gang warten wir mit hunderten anderer Passagiere. Die Klimaanlage läuft nicht! Alle Gänge sind voll. Unser Haar sitzt, der Schweiß läuft in Strömen! Wenn jetzt etwas passieren würde, dann wäre die Panik perfekt! Keine Ahnung, wie hier eine Notfallevakuierung ablaufen würde! Unten im Laderaum ist es ebenfalls heiß. Wir machen die Motorräder startklar. Dann geht es endlich von Bord. Die Einreise klappt problemlos – auch mit Personalausweis. Ich hatte nämlich bei Ravenna völlig verzweifelt festgestellt, dass ich neben der Zahnbürste auch noch den Reisepass zu Hause liegen gelassen hatte. Aber ein schnelles „Googlen“ auf der Seite des Auswärtigen Amtes bringt Entspannung! Inzwischen reicht der Personalausweis... Glück gehabt!

Ich warte mit Elmo nach den Einreiseformalitäten im Schatten neben ein paar Polizisten. Die kommen interessiert näher. Eine alte BMW GS sehen sie wohl nicht alle Tage! Einer fragt, ob ich mit seiner Moto Guzzi tauschen wolle? Nee, nee! Das läuft nicht! Freundlich bekommen wir trotzdem Auskunft, wo es einen Bancomat in der Nähe gibt. Alles läuft gut: die Info stimmt, keine 400m entfernt können wir albanisches Geld aus dem Automaten ziehen!

Inzwischen ist es 11 Uhr. In der Mittagshitze Fahren wir Richtung Kruje aus Durres raus. Neben der Straße sind viele Neubauten: Glaspaläste von Firmen, die hier den Neustart wagen. Albanien verändert sich. Hier beginnt die Zukunft des Landes. Wie wird es in den Bergen aussehen? Wir sind schon mal sehr gespannt!

In der Ferienanlage „Nord-Park“ (soll das Kühle suggerieren?) essen wir zu Mittag: es gibt eine Grillplatte für 3 Personen, Fritten, Salat und eiskalte Cola. Das tut gut! Die Klimaanlage läuft. Kaum gehen wir wir wieder raus, schlägt die Hitze wieder gnadenlos zu!

In Kruje suchen wir eigentlich die Straße nach Burrel – aber ich gebe ein falsches Ziel ins Navi ein. So kommen wir schließlich nur hinauf zu einem hohen Aussichtspunkt oben mit einer Antennenanlage – wobei die Aussicht wirklich sehr schön ist! Wir wissen nicht so ganz genau, wo wir sind, denn die Straße ist weder auf dem Navi noch auf der Karte – sie ist auch erst vor kurzer Zeit gebaut: der Teer ist ganz frisch. Viele Ausflügler genießen mit uns zusammen hier oben die deutlich angenehmeren Temperaturen und machen Picknick. Ist ja auch Sonntag!

Ein netter Mercedesfahrer hilft uns. Wir sind oben auf dem Mali I Krujes – dem Aussichtsberg oberhalb der Stadt. Er sagt uns auch noch, es gäbe inzwischen wieder eine Autofähre über den Komanisee und telefoniert sogar extra noch einmal, um uns die genaue Abfahrtzeit an der Staumauer mitzuteilen: morgens um 10 Uhr soll es dort losgehen.

Ein paar Treppenstufen tiefer gibt es eine kalte Quelle, und wir können unsere Wasserflaschen auffüllen. Klaus und Andreas klettern runter. Es waren übrigens ein paar Treppen – und nicht nur Stufen...

Wir müssen die gleiche Strecke wieder runter bis Kruje fahren. Nun ist es so spät, dass wir nicht mehr über Burrel fahren wollen. Also soll es entweder nach Barbullush zum Camping Albania oder aber weiter nördlich zum Camping am Skutarisee gehen.

Auf der langweiligen Hauptstraße bekomme ich beim höllischen Schwitzen eine Idee: warum fahren wir statt zum Zelten auf Meereshöhe nicht in die kühlen Berge? Ich stoppe und frage die anderen nach ihrer Meinung: wir könnten Theth auf der Teerstraße noch vor Sonnenuntergang erreichen – eine Nacht in 1000m Höhe wäre viel angenehmer! Die beiden stimmen sofort zu!

Also geht es möglichst flott durch Skutari hindurch und dann auf einer einspurigen Teestraße hinauf in die Berge. Es hat hier oben vor nicht allzu langer Zeit heftig geregnet. Dreck und Pflanzenteile liegen auf der Straße herum. Allmählich aber wird es deutlich kühler!

Wir kommen oben auf der Passhöhe an. Das Panorama ist grandios! Aber ab hier beginnt unerwartet doch noch Schotter! Trotzdem wollen wir die Fahrt runter in den Kessel von Theth versuchen.

Tatsächlich schaffen wir die 15km Schotter trotz Regenpfützen gut. Manchmal haben wir Gegenverkehr, aber alles läuft gut. Wir erreichen den Campingplatz Gjeҫaj bei Tageslicht und werden freundlich empfangen. Es gibt eiskaltes Tirana-Bier, eine warme Dusche, eine Riesenportion selbstgemachten Schafskäse, frisch gebackenes Brot, einen selbstgebrannten Raki und drei überaus glückliche Motorradfahrer! Was für ein tolles Tagesziel!

 

Nachts muss ich mal kurz aus dem Zelt raus. Der Himmel ist wolkenlos. Ein heller Halbmond beleuchtet die schroffen Berggipfel rings um uns herum. Unfassbar viele Sterne sind am Himmel zu sehen – die Milchstraße liegt direkt über uns. Nichts ist zu hören, kein Licht brennt. Wir sind mitten in der hochalpinen Natur!

 

Montag, der 27.7. 2015

Früh um 7 Uhr werden wir wach. Die Sonne scheint. Wir hängen die aus der kühlen Nacht noch feuchten Zelte zum Trocknen auf. Es gibt „Kafe Almania“ (doppelter Espresso mit Milch), Knäckebrot und Marmelade zum Frühstück. Ein paar andere Biker sind vor uns auf der Straße. Wir hören sie unterhalb des Platzes vorbei fahren.

Um 9.25 brechen auch wir wieder auf. Bergauf ist die Strecke angenehmer zu fahren. Andreas wartet oben auf dem Pass auf uns. Ralf küsst fotogen den Asphalt (was man für eine Filmszene nicht alles so macht...)! Die anderen Biker sind drei tschechische Paare auf BMW 1150 GS. Sie fahren (zunächst) ohne Gruß weiter.

Bei der Abfahrt ins Tal bemerken wir, dass mehrere LKW mit Baumaterial eine steile Straße nordwärts empor fahren. Wird da eine Verbindungsstraße ins Vermoshtal gebaut?

Unten am Skutarisee ist es wieder heiß! An der Hauptstraße wird getankt. Die drei CZ-Paare tanken auch. Sie sitzen neben uns an ihrem Tisch und machen ebenfalls Kaffeepause. Diesmal fahren wir ohne Gruß weiter... eigentlich blöd!

Dann biegen wir wieder rechts nach Hot ab. Von Anfang an ist die Straße ganz neu und zweispurig ausgebaut. In der langgestreckten Streusiedlung sind sogar links und rechts Bürgersteige aufwendig gepflastert, Straßenlaternen gibt es auch! Wir stoppen an der Wasserstelle gegenüber der Kirche. Die Wasserhähne sind trocken, der Kiosk gegenüber ist geschlossen. Zwar kommt jemand zu uns herüber und stellt dankenswerterweise das Wasser wieder an – so können wir unsere Flaschen wieder auffüllen – aber zu unserem geplanten Grappa-Kauf wie 2011 kommt es leider nicht. Ohne 1,5-Liter-PET-Schnapspulle geht es also weiter. Schade!

Wir kommen wegen der neuen Straße rasch zum berühmten Aussichtspunkt, der liebevoll mit dem „Stilfserjoch“ verglichen wird. In vielen Serpentinen windet sich die Straße talabwärts. Hier oben gibt es inzwischen zwei Aussichtsplattformen mit Edelstahlgeländer – boß Abfalleimer fehlen, und so liegt mancher Müll einfach herum...

Für uns ist es schmerzlich, dass inzwischen der Schotter Vergangenheit ist. Für die Einheimischen ist es sicher ein riesen Fortschritt! Die neue Straße ist breit in den Fels hinein gesprengt. Die alte Brücke an der „Eselstelle“ existiert noch, wird aber nicht mehr genutzt. Zum Glück waren wir 2011 schon einmal hier – Erinnerungen kann man nicht so weg sprengen.

Irgendwann fängt später aber doch noch Schotter an, und wir fahren durch eine lange Baustelle. Der Straßenuntergrund ist teilweise sehr locker und lässt sich nicht so schön fahren. Unser „breites Tal“ (Eingangsszene des Videos Balkan 2011) finden wir im weiteren Straßenverlauf auch nicht mehr wieder.

An der steilsten Stelle der Vermosh-Piste wird es noch einmal heftig: die Frauen der Tschechen sind abgestiegen und gehen die 300-400m zu Fuß bergan. Sie geben uns ein Zeichen, dass ihre Männer ohne sie schon weiter gefahren sind. Etwas weiter oben warten sie aber. An der gleichen Stell halten auch wir an. Nun gibt es erste Kontakte. Diese Stelle geht wirklich steil bergan, hat reichlich groben Schotter, aber auch festen, jedoch buckeligen Untergrund. Bergan im 1. Gang mit etwas Schwung ist es aber zu schaffen. Immer wenn einer von uns diese schwierige Stelle gemeistert hat, klatscshen alle freudig Beifall! So soll es sein: egal woher man kommt - wichtig ist, dass es gemeinsam weiter geht! Schließlich fahren die drei Paare mit einem Winken und einem breiten Lächeln wieder vor.

An einer Wasserstelle treffen wir uns wieder. Wunderbar kaltes Trinkwasser läuft aus einem Hahn heraus. Ich halte sogar meinen Kopf für ein paar Augenblicke darunter. Ein herrliche Erfrischung.

Ganz oben auf dem Pass sehen wir die tschechischen Biker zum letzten Mal. Genau wie wir machen sie eine Kaffeepause unter den Sonnenschirmen in dem kleinen Ausschank. Wir lassen uns noch etwas Zeit und fahren erst später runter ins Vermosh-Tal. Hier ist wieder alles geteert! Leider liegt viel Müll herum. Einen geeigneten Campingplatz finden wir nicht.

Etwas enttäuscht drehen wir um und fahren zur Grenze. Hier hat sich nichts verändert: die gleiche Grenzbude, im Raum das triste Bettgestell aber auch der moderne Serverschrank. Heute ist der Posten nur mit einem Mann besetzt.

Am Schlagbaum hält neben uns ein montenegrinischer Chevrolet-Van. Drei Kerle mit dicken Havannas sitzen drin. Sie sprechen gut Englisch und sagen, sie wären zum Essen ins Vermosh gefahren. Womit die wohl ihr Geld verdienen?

Auch hier in Montenegro ist die Straße neu geteert. Wir fahren wieder zum Campingplatz am See und bekommen als Begrüßung ein Bier spendiert! Das ist doch nett! Beim Abendessen ist ein Archäologe aus Berlin bei uns am Tisch. Er fährt alleine mit dem Motorrad nach Tirana und sucht etwas Anschluss für den Abend. Er nimmt unsere restlichen Leki. Nachts schläft er in einer Hängematte, er sagt, es sei sehr bequem!

Wir haben wieder das Menü 2 gewählt: Gemüsesuppe mit Geflügel und Eierstich, Kohlrouladen, Tomatensalat (eine geviertelte Tomate ohne Dressing!), süßer Kuchen (Sandkuchen vollgesaugt mit Zuckerwasser) und zum Schluss 3 Slivowitze (Ha, ha, ha!).

Wir legen uns schon um 21.30 Uhr hin. War ein wirklich toller Tag in Albanien!

 

Dienstag, der 28.7. 2015

Wieder ist wolkenloser Himmel. Die Zelte sind durch die Nachtkühle feucht, trocknen aber an der Wäscheleine rasch. Heute gibt es oben im Restaurant Frühstück: Rührei, frisches Brot, Marmelade, Käse, Fleischwurst, ungefilterter Kaffee mit Milch – beim letzten Schluck heißt es aufpassen...

 

Um 9.30 fahren wir los. Hinter Andrijevica biegen wir links auf die alte Passstraße ab. Oben parkt zwar noch der alte blaue LKW, das Restaurant „Stefanie“ hat aber leider geschlossen. Also gibt es diesmal kein Cevapcici zum Frühstück. „Um die Ecke“ gibt es aber eine andere Möglichkeit, etwas zu trinken. Der Besitzer begrüßt uns deutsch/englisch – alles sehr jovial. Ob wir einen Schnaps trinken wollten? Er sagt, sogar „Florian“, der österreichische Botschafter in Albanien, käme zu ihm, um seinen Blueberry-Schnaps zu trinken. Wir lassen das aber lieber sein...

Also geht es bald den Pass wieder runter. Eine Baustelle mit ganz heißem Teer wartet auf uns. Im Stau sprechen wir mit einem Montenegriner, der in Podgorica wohnt und aus Plav stammt. Er freut sich auf die neue Straße durch das Kelemend (Vermoshtal). Das würde den Weg zu seiner Familie halbieren. Wir müssen also wirklich „grenzenlos“ denken. Diese neue Straße hat eine viel größere Bedeutung, als wir es uns bisher gedacht haben. Nach 10 Minuten dürfen wir über den dampfenden Teer weiter fahren.

Mittags halten wir an der Straßenseite in einem kleinen Restaurant und bestellen für uns frisch gegrilltes Cevapcici mit Salat, Fritten und eiskalten Colas. Trotz der Hitze müssen wir regelmäßig essen!

 

Hinter Kolašin beginnt die Fahrt durch die Tara-Schlucht. Anfangs parkt ein Reisebus mit russischen Touristen an einer sehr schönen Aussicht. In der Mitte der Schlucht werden zahlreiche Wildwasserboote zu Wasser gelassen. Viele Touristen mit Schwimmwesten steigen ein. Am Ende der Schlucht gibt es eine lange Brücke. Daneben kann man rechts und links an einer Flying-Fox im Klettergeschirr über die Schlucht „fliegen“. Alle „Attraktionen“ werden sehr genutzt!

Wir fahren weiter zum Durmitor N.P. - auf der einspurigen Bergstraße wird es schnell deutlich ruhiger. Bald genießen wir die schöne und weite Aussicht über eine kahle, von felsigen Bergen besetzte Landschaft. Es ist wieder angenehm kühl hier oben...

Schließlich geht es atemberaubend durch zahllose Tunnel mit engen Serpentinen hinab zum Stausee der Piva. Am Stausee entlang brummen wir ähnlich spektakulär weiter nach Norden: Tunnel folgt auf Tunnel, unbeleuchteter Naturfels, manchmal tropft es von der Decke herab, manchmal gibt es in der schwarzen Röhre auch eine Kurve – man weiß nicht, was der nächste Kilometer an Überraschungen bringt!

Dann erreichen wir die Staumauer und parken neben der Straße. Es geht steil und tief hinab. Ein Offizieller gibt uns mit einem bösen Blick einen Platzverweis! Wir sehen zwar keine Verbotsschilder, aber hier dürfen wir nicht sein! Aus einem Blumenkübel holt er trotzdem seelenruhig den versteckten Schlüssel für das Überwachungsbüro und schließt für sich auf...

Kurze Zeit später reisen wir auf einer Holzbrücke über die Tara nach Bosnien und Herzegowina ein. Die Kontrolle ist kurz und flott. Neben der Straße steht ein riesiges Schild, dass uns sagt, wir würden in die Republik Serbien einreisen. Verwirrung, denn das stimmt doch nicht! Die hier lebenden Serben sehen das jedoch völlig anders und grenzen ihre Siedlungsgebiete deutlich ab – Nationalismus pur, aber es gibt wohl Vereinbarungen, dass sie das so machen dürfen... Wie soll sich hier etwas friedlich vermischen, wie soll es hier Verzeihung geben, wie soll hier eine gemeinsame Zukunft entstehen?

 

Bei Bastasi fahren wir runter an den Fluss zum Tara-Camp: eigentlich nur etwas für Rafting-Fans. Aber der Eigentümer sagt uns nach Frage, ob wir bei ihm Campen dürfen: „You are my guests!“ Das erste Bier wird wieder spendiert! Hier sind wir richtig!

Nach uns kommt noch ein norwegisches Bikerpaar auf zwei BMW an - sie fahren eine F800GS und eine F650GS. Beim Essen zeigen sie uns auf dem Tablet-PC Bilder: sie sind Ganzjahresfahrer und scheuen auch den norwegischen Winter mit -20°C nicht! Dann fahren sie eben mit deutschen Spikesreifen Marke Heidenau. Die beiden sind informtionstechnisch auf dem neuestem Stand: GoPro am Helm, Ipad, Iphone, alle Bilder sind sofort online. Auch von uns gibt es bereits Fotos im "www." - sofort "geuploaded" von ihnen...

Spät erst erhalten wir unser Abendessen – aber zuvor kamen gerade 84 neue Gäste an, die zuerst versorgt werden mussten. Es gibt für uns warme gefüllte Weinblätter, Börek mit Spinat und Käse, Salat, Bier, Slivowitz... Tja, da sagen wir doch gerne etwas später "Gute Nacht"!

 

Mittwoch, der 29.7. 2015

Wieder sind wir sehr gut aufgewacht. Rafter sind jedoch früher als wir unterwegs! In der Sonne trocknen unsere Zelte und die Schlafsäcke lüften. Wir frühstücken derweil reichhaltig: Wurst, Käse, Spiegeleier, leckere (!) Kirschkonfitüre, ungefilterter Kaffee und Minzen-Tee.

Wieder brechen wir um 9.30 Uhr auf. Andi hat nach Bordinstrument gerade noch für 12 km Treibstoff. Er fährt also diesmal besser vorne! Auch wenn es länger bis zur Tankstelle dauert – wir kommen problemlos an und füllen auf. Trotz Schotter, oft 1. und 2. Gang brauchen unsere Maschinen nur ca. 5,5 Liter/100km. In der Tanke kaufen wir auch gleich den BiH Aufkleber für den Koffer!

Wir kommen nach Goražde. Es gibt viele Moscheen, sieht exotisch und interessant aus. Zwei Ortschaften weiter wieder der Hinweis auf die „Republik Serbien“. Dann geht es weiter in Richtung Višegrad zur Mehmet Pasha Brücke. An der Drina fahren wir auf gut ausgebauter Straße entlang durch zahlreiche Tunnel.

Die „Brücke über die Drina“ (Ivo Andric) ist leider wegen Renovierung und Bauarbeiten gesperrt. Ich versuche es zwar „durch die Hintertür“ auf die Brücke zu kommen, aber ein Bauarbeiter passt zu gut auf! Pech gehabt!

Nun beginnt eine wundervolle Bergstraße durch das bosnische Bergland! Oben sehen wir eine Herde Wildpferde neben der Straße! Auf einer Strecke von 30km begegnen uns nur 3 Autos. Es sieht aus wie im Oberharz: bewaldet aber immer wieder Wiesen und schöne Ausblicke. So kommen wir gut voran.

Am östlichen Ortseingang von Sarajevo fallen viele Moscheen, kleine Plätze und interessante Märkte auf. Das wäre auch mal ein tolles Ziel für eine Nacht! Wir müssen aber (leider) weiter und fahren bei 41°C (!) quer durch die große Stadt. Es ist Feierabendverkehr. Rot an jeder Ampel. Wirklich hart! Drei kleine Jungs im Auto vor uns winken, was das Zeug hält. Sie freuen sich, dass wir zurück winken! Einer von den dreien salutiert militärisch! Hat der Papa da eine Vergangenheit?

Am Ortsausgang nehmen wir wegen der Temperaturen die neue Autobahn. Bei der Hitze muss es jetzt einfach möglichst schnell gehen. In den nagelneuen Tunneln der Autobahn ist es richtig kühl – gefühlt nur 20°C. Einfach köstlich! Aber draußen brennt es weiterhin gnadenlos vom Himmel! Nach nur 20km hört die Autobahn auf, und wir müssen uns weiter über die Fernstraße quälen. Oft haben wir nun im Tunnel gefräste Längsstreifen, die das Fahren schwer machen. Kommt dann noch Feuchtigkeit von der Tunneldecke hinzu, beginnt das Motorrad ein Eigenleben...

Schließlich erreichen wir Mostar! Auch hier ist es eng, heiß und voll! Wir parken in der Nähe der Stari Most (Alte Brücke) oberhalb der Neretva gleich neben einer Ruine. Nach 15 Jahren sind die Kriegsschäden immer noch nicht repariert – selbst hier an einer solchen für den Tourismus bedeutsamen Stelle. An der Brücke herrscht Halligalli wie an der Rialtobrücke in Venedig: Souvenirbuden dicht neben einander. Wir sehen auch viele verschleierte (arabische?) Frauen, die sich den Ort ansehen wollen.

Unten an der Neretva läuft ein Abwasserrohr ungeklärt in den Fluss! Direkt daneben wird gebadet! Einfach nur unfassbar!

Südlich von Mostar finden wir in Blagaj einen ruhigen Campingplatz (Blagaj Autocamp) und bauen zwischen zwei Wohnmobilen aus GB und PL auf. Christian (der Pole) spricht sehr gut Deutsch! Er ist nach einer Hirn-Operation (2 gutartige Tumore entfernt) halbseitig gelähmt gewesen, aber er kann inzwischen durch eisernes Training wieder einen Motorroller (Burgman) mit Automatic fahren. Früher fuhr er 1200GS und war in Marokko. Der Typ lebt und gibt nicht auf! Beeindruckend! Gerne helfen wir ihm beim Verladen des Rollers auf den Anhänger. Das Verzurren aber macht Christian dann selbstverständlich wieder selbst.

Unten am Fluss bekommen wir im Restaurant gegrilltes Abendessen. Die Hühnerschenkel sind leider nur halbroh. Ich essen also heute Salat – und aus Langeweile ruckzuck das gemeinsame Cevapcici auf...

 

Donnerstag, der 30.7. 2015

Wir werden von der Sonne geweckt. Andi ist als erster wach - sein Zelt steht früher in der Sonne. Zunächst helfen wir Christian und Barbara beim Anhängen des Trailers an ihrem Wohnmobil.

Dann gibt es bei uns Kaffee und Tomaten zum Frühstück. Es wird immer wärmer. Also los! Wir fahren an der Buna entlang und kommen bald zu einer Tankstelle. Danach geht es auf der Hauptstraße in Richtung Grenze. Keine Frage: wir überholen den langen Rückstau an der Kontrollstelle und gewinnen dadurch mindestens eine halbe Stunde! Trotzdem ist das Warten mitten in der Sonne richtig schlimm! Klaus muss unbedingt trinken. Ihm wird schlecht. Der Schatten unter den Bäumen nach der Kontrollstelle hilft ein wenig.

In Kroatien geht es nun auf der ehemaligen Adriamagistrale Richtung Norden. An einem Parkplatz steht eine kleine Verkaufsbude. Wir bekommen frische Nektarinen und als Geschenk für die Lieben daheim Olivenöl mit Arnikaextrakt zum Massieren.

Für die Fähre hinüber nach Hvar kommen wir genau richtig an: Karten im Häuschen kaufen, und sofort geht es an Bord. Das ist bei der Hitze prima für uns Biker! Die Überfahrt dauert knapp 30 Minuten. Danach warten wieder 60km bis Stari Grad auf der unglaublich langen aber sehr schmalen Adria-Insel Hvar. Sie soll zudem die sonnigste Insel sein...

Unterwegs riecht es intensiv nach Nadelwald, die Straße lässt sich gut fahren und ist abwechslungsreich. In Stari Grad kaufen wir gleich die Fährtickets nach Split für den nächsten Tag. Die Abfahrt muss möglichst früh sein: um 7.45 Uhr werden wir morgen die Insel wieder verlassen. Bloss der Wechselkurs bringt uns durcheinander: zuerst berechnen wir 93,- € pro Person, bei der zweiten Rechnung werden es realistischere 16,70 €. Eigentlich blöd, dass es in Europa immer noch so viele uinterschiedliche Währungen gibt. Man gewöhnt sich rasch an den Euro...

Dann fahren wir zum Zeltplatz auf der anderen Seite der Insel. Es geht durch Olivenhaine, kleine Bergdörfer, Nadelwälder rauf zu einem Scheiteltunnel. Offiziell ist der Tunnel zwar für Motorräder verboten, aber das Schild steht nur an einer Seite, ist also nur ein halbes Verbot... Zuerst müssen wir ein paar Minuten an der roten Ampel warten, dann geht es bei grüner Ampel in den einspurigen Tunnel hinein. Er ist recht lang, und in der dunklen Röhre ist es angenehm kühl.

 

Auf der Südseite der Insel liegt unser letzter gemeinsamer Campingplatz: Lilikamp, ein schattiger Terrassenplatz mitten einem hohen Nadelwald. Zykaden zirpen wieder um die Wette. Leider ist das WIFI nicht kostenlos, also lassen wir es sein. Nach dem Aufbauen der Zelte gibt es zunächst wieder eiskaltes Bier, danach gehen wir gemeinsam zum Baden runter an den felsigen Strand in einer kleinen Bucht. Das Wasser ist wohl so um die 27°C warm, und das Schwimmen ist einfach herrlich! Nach dem Duschen gehen wir hungrig zum Essen. Wie wäre es mit folgender Reihenfolge: fester, dalmatinischer Käse und luftgetrockneter Räucherschinken, Chorizo-Wurst und Oliven, danach Pleskavica, Cevapcici (beides mit hausgemachten Fritten) sowie gegrillter Tintenfisch mit Spinat und Kartoffeln? Jeder nascht von jedem Teller - so soll es nach einer gemeinsamen Tour traditionell sein!

 

 

Freitag, der 31.7. 2015

Die innere Uhr tickt während Nacht munter weiter: um 5.30 Uhr wache ich von selber auf und beginne leise mit dem Abbau. Eine Stunde später sind wir alle fertig. Um 6.30 Uhr werden unsere Nachbarn vom Starten der Motorräder garantiert geweckt. Sorry, hoffentlich könnt ihr noch einmal einschlafen...

Oben auf der Bergstraße sind zu dieser Zeit schon erstaunlich viele Frühsportler unterwegs! Beim Tunnel kommen wir sogar bei "grüner Welle" gleich hinein - allerdings ist drinnen Stau: ein Gegenfahrer muss erst mal bis zu einer Ausweichstelle zurück setzen. Da war wohl jemand heute morgen etwas keck unterwegs...

Den Fähranleger in Stari Grad erreichen wir sehr pünktlich und fahren gleich bis ganz nach vorne vor die Autos. Das Boarding beginnt pünktlich. Wie üblich stehen wir ganz vorne im Schiff. Bei der Überfahrt wird es zunehmend windig! Das Schiff beginnt leicht zu kränken.

In Split trennen wir uns dann von einander: Andi und Klaus fahren gemeinsam auf die Autobahn, um in zwei Tagen wieder zu Hause zu sein. Ich selber werde an der Küste entlang nach Norden fahren.

Im Tagesverlauf wird es immer windiger: die Bora bläst was sie kann - ein ekeliger, böiger und zudem kalter Fallwind aus den Bergen weht direkt auf die Adria. Das bedeutet Seitenwind! Die Temperatur sinkt zwar auf mehr als angenehme 23°C, die Windböen sind jedoch heftig. Die Küstenberge sind oben herum komplett wolkenbedeckt: es sieht aus wie ein Kuchen mit "Sahnebaisser" oder aber wie ein riesiger Gletscher über der schroffen Küstenbergen. Die kurvige Magistrale macht aber trotzdem unglaublich viel Spaß. Als Motorradfahrer ist man hier in seinem Element. Autokolonnen sind problemlos - immer wieder gibt es Möglichkeiten, ein oder gleich mehrere Fahrzeuge locker zu überholen.

Rijeka durchquere ich am Nachmittag auf der Autobahn. So verlasse ich dann Kroatien und fahre durch die dichten Wälder Sloweniens bis zum Kamp Dujčeva Domačija im kleinen Dorf Škoflje nur 10km östlich von Triest. Nichts erinnert hier an die Adria. In einer kleinen Karstpolje liegt der Zeltplatz auf einer Wiese neben einer alten Wassermühle, ringsum ist der Platz von schattigem Wald umgeben. Nach dem Duschen gehe ich rauf zum Restaurant. Es gibt aus eigener Küche in Rotwein gekochten Schinken mit Polentaklößen, Salat und Laško-Bier. Ein Schnaps zur Verdauung tut gut!

Ich nutze das kostenlose WIFI und erfahre so, dass Klaus und Andi im Flachauwinkel gelandet sind. In den kroatischen Bergen soll es unter den Wolken nur 12°C bei extremen Windböen gewesen sein. Da ging es mir doch an der Küste viel besser!

 

Sonnabend, der 1.8. 2015

Früh um 7 Uhr werde ich wieder wach. Das Zelt steht in der Sonnen und kann schön abtrocknen. Während das Wasser auf dem Benzinkocher für den Kaffee heiß wird baue ich langsam ab. Um 9 Uhr kann ich losfahren. Škoflje liegt entzückend in einer wildromantischen Umgebung: Wald, Felsklippen (Karst) und Wiesen wechseln einander ab! Dieser Campingplatz ist ein echter Geheimtipp!

Schon bald komme ich nach einem kurzen Tankstopp zum Lipizanergestüt, dass ebenfalls nur wenige Kilometer von Triest entfernt liegt auf slowenischem Gebiet liegt. Kleine schwarz-braune Fohlen grasen mit ihren scheeweißen Muttertsuten herum. Einige Fohlen bekommen aber bereits ebenfalls eine hellere Fellfarbe.

Auf dem Weg nach Venedig übernehme ich den italienischen Stil: bei Stau geht es links an allen Fahrzeugen vorbei möglichst bis ganz nach vorne. Und so komme ich noch vor der Mittagspause auf dem Zeltplatz in Cavallino bei meiner Frau an...

Die Rückfahrt nach Hause beginnt für mich ein paar Tage später. Es geht über Trient, den Gavia-Pass und Livigno, weil das Stilfser Joch wegen einer Mure nach einem heftigen Sommergewitter gesperrt war.

In Garmisch-Partenkirchen erwischt mich dann abends ebenfalls noch ein Riesengewitter, und das Wasser steht nach kurzer Zeit knöchelhoch auf den Straßen. Der Umgehungstunnel ist wegen elektronischer Probleme in der Verkehrsleitanlage gesperrt. Trotzdem fahre ich in das Portal hinein und warte im Trockenen auf die Freigabe.

Nach einer Übernachtung in München bin auch ich einen Tag später wieder daheim. Elmo lief die ganze Tour über absolut problemlos!

Hier geht es mit einem Klick zum Track der Balkanetappen:

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