Pfingsten 2015 Frankreich

"Vercors and more"

Flagge Frankreich

 

Das Tagebuch der Tour

1. Tag - Donnerstag

Klaus und Ralf waren schon morgens um 4 Uhr wach - herrliche Aufregung und Kribbeln im Bauch. Hört das denn niemals auf? Wir sind doch schon schon so oft losgefahren...

 

Gemeinsames Treffen um 7 Uhr am Dorfgemeinschaftshaus. Alle waren pünktlich: Peter mit der HONDA TransAlp XL600V, Friedrich mit der BMW R1100GS, Klaus mit der HONDA AfricaTwin XR750 und Ralf mit der BMW R80GS. Die Temperaturen sind Ende Mai noch recht frisch trotz Morgensonne und Wolkenmix. Eine gute Entscheidung, heute mal nicht über den Harz zu fahren: auf der A7 geht es bis Göttingen, dann auf der B27 weiter nach Südwesten.

Peters Helmvisir ist auf der einen Seite an der Halkterung kaputt. Er muss aufpassen, dass es während der Fahrt nicht herausfällt. Da muss mal ne neue Halterung eingebaut werden...

Bei McD kurz vor Bad Hersfeld gibt es ein 2. Frühstück, und hinter Fulda brummen wir quer durch den Spessart auf herrlich kleinen Straßen mit wenig Verkehr. In Bayern lesen wir in einem kleinen Dorf das Plakat: "Energiewende: Ja! - Stromtrasse Nein!" Völlig klar, wie das geschafft wird!

Nach einem Verfahrer navigiert das ZUMO leider über Darmstadt, und wir essen dort in einer Dönerbude zu Mittag.

Die B3 ist südwärts proppenvoll. Die A5 ist südwärts proppenvoll. Ein älteres Ehepaar im Wohnmobil hilft auf einem Autobahn-Parkplatz mit einer Deutschland-Übersichtskarte aus. Wir fahren in Rastadt von der Autobahn. Tanken. Beim ALDI Süd (7km weiter) kaufen wir einen Absacker füpr den Abend: Williamsbirnen-Flasche hat ideale Koffernorm, sie passt perfekt aufrecht stehend hinein in Ralfs Alukoffer.

Gasthaus Ratz sieht zunächst verlassen aus! Aber der Wirt (Oberfranke!) empfängt uns persönlich, er erkennt Ralf vom letzten Sommer sogar wieder! Das erste Bier wird spendiert, das zweite gerne bezahlt... Die Küche sei geschlossen, aber er bringt uns mit seinem VW-Bus Automatic ins Nachbardorf zum "Roten Ochsen". Abendessen. Werden danach mit Nissan-Bus wieder zurück gebracht. Netter Service...

Absacker auf dem Zimmer. Junge Familie aus dem Nachbarzimmer: "Machen Sie bitte die Tür zu, das Kind hört zu und kann nicht einschlafen!" - aber morgens Türen knallen und das TV als Babysitter einschalten...

2. Tag - Freitag

Laute Türen (s.o.), TV im Nachbarzimmer (s.o.), Vögel, Flugzeuge und Straßenverkehr wecken uns. Wolkenloser Himmel!

Beim guten Frühstück redet Frau Wirtin pausenlos mit uns. Wir kommen wirklich kaum zum Essen: Themenwechsel erfolgt übergangslos. Weltreligionen, Nato-Doppelbeschluss und der arme, kleine Putin... Friedrich rollt mit den Augen - aber Frau Wirtin hat das von hinten durch seinen Kopf hindurch gesehen. Friedrich steht auf und geht raus zum Rauchen. Frau Wirtin: "Er redet wohl morgens nicht so gerne?!"

Schließlich bekommen wir eine Chance zum Frühstück, denn der Nachbartisch wird besetzt, und Frau Wirtin hat neue Opfer... Endlich Rührei, Croissants, Kaffee und Obst schmecken gut!

Um 9.30 Uhr geht es los. Bei Kehl überqueren wir den Rhein, fahren durch Straßburg ins Elsass. Dann wird die Route abgeändert, und es geht hoch zur Festung Haut-Koenigsbourg. Parken quasi direkt vor dem Burgtor. Die Aussicht ins Rheintal und zum Schwarzwald ist "extraordinär"!

Bei der Abfahrt Richtung St. Hipolythe kommt das 2. Frühstück am Picknickplatz im Wald.

Anschließend Ribeauville, elsässer Weinstraße, Route des Vins d´Alsace, dann rauf zum Col de la Schlucht. Oben Kaffee in der Sonne. Holländer auf Harleys, Italiener auf Monster Ducati mit Trockenkupplung: die Reifenflanken sind bis zum Rand schwarzgefahren...

Route des Crêtes zum Grand Ballon, zwischendurch runter zum Lac de Wildenstein. Viele tapfere Fahrradfahrer. Im Wald neben der Straße brennt es. Kurvige Auffahrt zum Grand Ballon d´Alsace. Oben zu Fuß bis zum Gipfel. Aussicht bis Mühlhausen, Schneeberge in der Schweiz, es ist sonnig aber etwas dunstig.

 

In Luxeuil-les-Bains wird bei LIDL eingekauft. Auf kleiner Nebenstraße geht es nach Breurey-les-Faverney. Madame wartet schon. Die Gîte ist toll! Wir schmeißen gleich zuerst die Einmalgrills an. Bratwürste, Baguette, Käse, Rotwein, Toast, Williamsbirne - der Grappa war verschwunden! Vergessen?

Fast um 22.30 Uhr geht es glücklich und zufrieden ins Bettchen...

 

3. Tag - Sonnabend

Nach einem schnellen Frühstück mit Löskaffee und trockenem Toast soll es losgehen. Dann kommt Madame, und das Appartement wird übergeben. 8.40 Uhr Abmarsch. In Besancon Zwischenstop bei McD: Formei-Brötchen...

Weiter geht´s nach Baume-les-Messieurs, fahren durch bis zum Cirque und zurück. An der alten Abtei kurzer Stop.

Danach wieder Kaffee im Restaurant - man wollte eigentlich Essen loswerden... Wir aber fahren weiter. Halten oben am Aussichtspunkt. Heftiger Wind - tolle Aussicht ins Tal. In Lons-le-Saunier kaufen wir 4 Baguettes. Später gibt es Picknick mit heißen Würstchen - gereicht auf dem Pappteller mit drei verschiedenen Senfsorten! Was aber auch alles in den Motorradkoffer passt...

Dann flott weiter durch Bourg-en-Bresse. Verlassen (leider) den Kartenbereich im Navi - falsche SD-Karte mitgenommen. Egal: Ralf kennt die Gegend. Auf der Autobahn umrunden wir Lyon - und finden tatsächlich erst nach 386km wieder eine Tankstelle! Peter hatte wirklich den allerletzten Tropfen im Tank!!!

Beim LIDL wird für´s Abendessen eingekauft. Finden die Unterkunft Bayanne auch mit der Karte: Ralf sagt schließlich: "Sie haben das Ziel erreicht!" Bayanne ist leider kein Weingut mehr, nur noch Hotel. Chefin mit Kind (Caliste, 14 Monate, eine kleine Schäkertante) auf dem Arm erwartet uns. Parken die Motorräder unter dem Schauer. Abendbrot auf der Bank vor dem Eingang. Lyonnaiser Mettwurst, Käse, Pastis. Der Rotwein war diesmal nur so-lá-lá...

 

4. Tag - Sonntag

Wieder lacht die Sonne vom wolkenlosen Himmel! Es gibt ein sehr umsorgtes Frühstück mit lokalen Spezereien: Brötchen gebacken mit Nüssen, Mandeln und Rosinen, Orangenbrot, Schinken, Salami, Ziegenkäse. Der Code für das Eingangstor war 9912A, dann ging es auf. Wir bringen unseren Abfall vom Abend selbst zum Container - als nette Geste.

In St.Nazaire haben wir einen tollen BLick durch die Eisenbahnbrücke über die Isère ins Vercors. Hintergrund diesig - Felsen mächtig undsteil! Vorfreude auf das, was jetzt kommt! Bei der Fahrt durch St.Jean suchen wir die Auffahrt zur Route Combe Laval.

Der erste Tunnel sieht fast wie ein Auge mit Gesicht aus: allerdings mit Tränensäcken... Spektakuläre Straße, Steine liegen auf dem Asphalt, fallen von der Decke runter...

An der ehemaligen Abfahrt zu den Grands Goulets trinken wir einen Kaffee. Die Grands Goulets sind leider für immer gesperrt. Es gibt einen langen modernen Tunnel.

Weiter zur Gorges de la Bourne. Gegenüber riesiger Wasserfall - ca. 300m freier Fall?

Abzweigung Richtung Presles. Ohne Seitenbefestigungen geht es steil bergan. Radfahrerfamilie aus Deutschland - Vater zieht Tochter am Seil hinterher. Er sagt: "Sie schiebt!" Tapfer!

In einer Haarnadelkurve kommen ca. 30 Biker entgegen. Der Guide hat ein Topcase mit großen Kaffe-Pumpkannen hinten drauf, und andere nehmen dafür ihr rotes Handtäschchen mit: wirklich eine "all inclusive Tour"!

Ralf fährt jetzt vor, von oben wird gefilmt. Strecke und Aussicht sind umwerfend!

Oben auf der Passhöhe machen wir einen Fotostop. Peter sucht dabei einen guten Parkplatz und sammelt auf einem Nebenweg gleich etwas Brennholz ein! Glück gehabt: es gab keine inneren Verletzungen...

Weiter auf schmaler Straße, einspurig, selten Gegenverkehr. Die Gorges Du Nan selbst ist zwar nur sehr kurz, aber die Strecke ist der Hammer!

Später: bei einer Pause an alter Wasserstelle direkt am Kreisverkehr gibt es Kaffee, Mettwurst, Käse und Schwarzbrot. Eine Harley-Truppe wummert vorbei. Sie fahren langsam, wissen wohl nicht wohin. Einer hält an, die Harley kippt um. Die Koffer verhindern das Schlimmste! Zu zweit bekommen sie "die kleine Schwarze" fast nicht hoch.

Peter wendet daraufhin demonstrativ seine TransAlp auf dem Seitenständer. Geht doch!

Leider drängt jetzt wirklich die Zeit, wir müssen Strecke machen! Das ZUMO kommt wieder in den darstellbaren Kartenbereich. Fahren dicht an Genf vorbei hinauf ins Jura. Gegen 19 Uhr erreichen wir das Hotel. Der Koch schließt uns die Garage auf. Alle Restaurants sollen belegt sein, heißt es. Wir bekommen aber doch noch den wohl letzten Tisch. Schwein gehabt. Müssen schnell duschen, dann geht es 19.30 Uhr zum Essen.

Friedrich und Klaus genießen Käsefondue, Peter und Ralf Schnecken, Gans und Pellkartoffeln mit Schinken. Kronenbourg gibt es nur als 0,25l. Ein Framboise (45%?!) beschließt das Diner! Gute Nacht!

 

5. Tag - Montag

7.30 Uhr Frühstück. Die Sonne scheint ins Zimmer. Für 12,-€ gibt es Frühstück - das war es aber nicht wert...

Abfahrt um 9.15 Uhr abwärts Richtung Baume-les-Dames. Brummen an der Doubs entlang. Später Richtung Autobahn bei Belfort. In Mühlhausen sind die Straße nass, das Wetter sieht nicht so toll aus! Lagebesprechung bei McD. Regenradar zeigt einen kleinen, trockenen Korridor über Straßburg Richtung Norden für die nächste Stunde! Also los!

Wir kommen tatsächlich trocken an Haut Hoenigsbourg und Straßburg vorbei. In Deutschland entscheiden wir uns: wir bleiben in der Pfalz. Fahren durch Landau. Hier bewölkt es sich jetzt auch zunehmend. Checken bei booking.com ein paar Unterkünfte. Landau ist uns aber viel zu teuer! Wir bleiben in Dernbach und bekommen Zimmer im "Belzenikel". Als wir das Gepäck ausladen, beginnt es zu regnen. Wieder mal Glück! Wir sitzen unter dem Schauer, trinken Hefeweizen vom Fass und freuen uns auf das Abendessen: Pfälzer Saumagen!

 

6. Tag - Dienstag

Frühstück 8 Uhr, Abmarsch 9.15 Uhr. Frau Wirtin stoppt den Verkehr auf der Hauptstraße, wir fahren aus dem engen Torweg raus. Vielen Dank! Zuerst Autobahn Richtung Mannheim, dann durch Heidelberg. Im Odenwald geht es nach Norden. Ganz schön frisch heute! In Michelstadt gibt es ein Foto am Ortseingang, ab Aschaffenburg dann auf der A66 bis Fulda - öde Fahrerei, aber heute muss heim gehen! Später B27, dann endlich ab Eschwege wieder kleine Straßen. In Feistung Umleitungen über winzige Dörfer in Thüringen - sehr hübsch!

Zum Schluss fährt Friedrich vorne und bringt uns über Seesen rund um den Harz nach Hause. Um 17 Uhr kommen wir nach 2700km wieder an!

Zitat Klaus: "Fahrtechnisch bisher die beste Tour!"

 

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